Eine Frau sucht ihre Geschichte in Haiti. […]. Die Recherche der Erzählerin wird eine »Reise der letzten Male. Letzter Bus, letztes Kleid, letzte Tränen, Letztes-Mal-Gesichter«, immer auf der »Fährte nach alten Liebesgeschichten, irrtümlich versendeten Liebesbriefen, einzigartigen, würdevollen Dramen«. So poetisch wie diese Reise-Impressionen ist die ganze autobiographisch grundierte Geschichte einer jungen Frau, die sich wie im Traum durch eine reale Kulisse bewegt.
Emmelie Prophète, 1971 auf Haiti geboren, ist eigentlich Dichterin. […] Das Testament der Einsamen, ihr erster Prosaband, erzählt die Recherche und Spurensuche keineswegs chronologisch, sondern fragmentarisch wie die Erinnerung und sprunghaft wie das Leben selbst. Im Hintergrund der Familie entsteht das Bild von Haiti, dem Land, das jeder nur verlassen möchte; einer Insel der Armut und der Katastrophen, ohne Hoffnung, ohne Morgen. Aber mit dem poetischen Ton bekommt die Gewalt eine andere Farbe.