Fort-de-France, Martinique: Privatdetektiv Jack Teddyson (bürgerlich Raymond Vauban, aber ein englischer Name macht sich einfach besser …) lebt kümmerlich vor sich hin und vertreibt sich die Zeit mit philosophischen Betrachtungen: In einem Land, in dem sich alles sofort herumspricht, gibt es für ihn nicht viel zu tun. Dies ändert sich, als er Besuch von Madame Irmine Ferdinand erhält. Ihr Mann, ein bedeutender Unternehmer, wurde im Zimmer einer Prostituierten ermordet aufgefunden, die Polizei ist ratlos.
Teddysons erster bedeutender Fall wächst ihm bald über den Kopf. Handelt es sich um einen Mord aus Eifersucht oder stecken politische Intrigen, illegales Glücksspiel oder sonstige dunkle Geschäfte dahinter? Der Fall wird immer komplizierter, und je mehr unbescholtene Bürger in Verdacht geraten, desto gefährlicher wird es für den Möchtegern-Sherlock-Holmes von Fort-de-France …
Ein spannendes Sittengemälde der französischen Antillen voll kreolischer Fabulierfreude und Humor.
Raphael Confiant, geboren 1951 in Le Lorrain, Martinique, studierte Englisch und Politikwissenschaften und lehrt heute als Dekan der philosophischen Fakultät an der Université des Antilles et de la Guyane. Er veröffentlichte fünf Bücher in kreolischer Sprache, bevor er mit Le nègre et l’amiral (Paris, Grasset, 1988) und Eau de Café (Paris, Grasset, 1991, deutsch Insel über dem Wind, Krüger, Frankfurt a. M., 1996) in Frankreich und international bekannt wurde.
Weitere bekannte Werke sind Mamzell Libellule (Monaco, Editions du Rocher, 1995, deutsch Das Schmetterlingskostüm, Bremen, Manholt, 1998) und Le Meurtre du Samedi-Gloria (Paris, Mercure de France, 1997, deutsch Mord am Karsamstag, München, Scherz 2001). Zusammen mit Patrick Chamoiseau und Jean Bernabé ist er Mitbegründer der literarischen Bewegung der créolité, die sich von Aimé Césaires Konzept der négritude absetzt. Raphaël Confiant erhielt zahlreiche Preise, darunter den Prix Antigone, den Preis der Casa de las Americas, den Prix RFO und den Prix des Amériques insulaires et de la Guyane.
Unbescholtene Bürger, der erste Krimi um Privatdetektiv Jack Teddyson, erschien im Original 2010 unter dem Titel Citoyens au-dessus de tout soupçon bei Caraibéditions, Martinique und wurde 2014 von Gallimard in Paris als Taschenbuch veröffentlicht.
Raphaël Confiant erfindet das Rad zwar nicht neu; natürlich, wie sollte er auch? Aber seine Variation der bekannten Erzählmuster der Detektivgeschichte ist eine schöne, witzige, zwischendurch sogar: sehr lustige Hommage ans Subgenre (…). Wobei man schon zugeben muss, dass Confiant da einen Tanz auf schmalem Grad (…) wagt – zwischen der Bedienung diesbezüglicher Klischees und ihrer Persiflage. Aber halt: Tanz! Und zwar: Mit Schmackes. Insofern also: Gewagt – und gewonnen. Ein Roman, nach dessen Lektüre man sich wie nach einer ungeplant durchzechten Nacht voller Wahnsinn fühlt, ohne Kater, eher leicht belämmert, aber mit einem dicken Grinsen im Gesicht.
„Unbescholtene Bürger“(…) ist ein sehr unkonventioneller und sehr lustiger Krimi, der ebenso faszinierende wie vergnügliche Einblicke in eine zumindest mir weitgehend unbekannte Welt bietet.
Tagesanzeiger, 9. Mai 2018
Ebenso wie Gary Victor mit den haitianischen „Schweinezeiten“, „Soro“ und „Suff und Sühne“ ist Raphaël Confiant mit „Unbescholtene Bürger“ eine Bereicherung der internationalen Krimiszene.